In diesem Beitrag wollen wir die Leistung der neuen Vespa GTS HPE Modelle vergleichen mit den älteren GTS Modellen. Auf der Eicma im November 2018 stellte das Team von Piaggio die HPE Modelle der Vespa GTS 300 Modellreihe vor. Darüber gibt es einen Bericht bei uns im Archiv. Im Internet gab es viele Spekulationen über die Leistung der HPE. Journalisten schrieben, die Vespa GTS HPE sei die stärkste Vespa der Welt. Wir hielten uns zurück mit einer Bewertung der Leistung. Stattdessen verwiesen wir auf die von Piaggio veröffentlichen Werte. Wir hatten noch keine Daten aus Leistungsmessungen zur Verfügung. Der  Bericht „Vespa GTS 2019 – Die stärkste Vespa der Welt?“ informiert zu diesem Thema.

Was ist eine Leistungsmessung?

Messungen auf dem Leistungsprüfstand sind mittlerweile nicht mehr weg zu denken, wenn es darum geht, die Motorleistung exakt zu bestimmen. Über solch einen Prüfstand kann die Leistung einer Vespa ermittelt werden. Das „Popometer“, die eigene subjektive Erfahrung und Abmessung der Leistung ohne Messgerät, war früher ein guter Anhaltspunkt. Eine genau Messung kann der Leistungsprüfstand bringen. Und hier gibt es große Enttäuschungen. Ein GFK Spoiler macht einen Vespamotor nicht leistungsstärker und Kombinationen aus Tuningteilen bringen nicht das erhoffte Plus an Mehrleistung. Für manchen Asphalthelden war eine Messung auf dem Leistungsprüfstand verbunden mit einer spontan eintretenden Mitlebenskriese. Im folgenden Filmschnausschnitt erklärt Andreas Wrobel von Worb5› den Aufbau und die Funktion eines Leistungsprüfstandes. Der Filmausschnitt war Teil einer Dokumentation über die Rollerszene von Scooterfilm».

Wir lernen aus diesem Film, wie ein Leistungsprüfstand funktioniert. Und wir lernen, dass dieser präzise ist, sofern wir die Parameter am Prüfstand richtig einstellen. Was wichtig zu wissen ist: Die Leistung wird bei dieser Methode am Hinterrad gemessen und nicht an der Kupplung oder an der Variomatik. Die Variomatik wird für die Leistungsmessung blockiert.

GTS 300 Super vs. GTS 300 Super HPE

Wir wissen, dass die Vespa GTS 300 Super HPE mehr Leistung bringt als eine Vespa GTS vor 2019. Laut Piaggio beträgt die Mehrleistung 12 Prozent. Was wir nicht wissen, ist das exakte Plus an Mehrleistung. Da viele GTS-Fahrer auf den Akropovic Auspuff schwören, werden wir diesen auf dem Leistungsprüfstand testen. Bei den Prüfmessungen wird die Traktionskontrolle an den Rollern ausgeschaltet. Die Reifen werden mit dem Luftdruck ausgestattet, welchen Piaggio in der Bedienungsanleitung vorschreibt. Die Messungen entstehen am gleichen Tag zur gleichen Zeit. Dadurch schließen wir eine Varianz durch Temperatur und dem daraus resultierenden veränderten Luftdruck aus. Wir fahren 3 Messungen und aus diesen errechnen wir einen Mittelwert. Die Motoren sind neuwertig. Beide Roller haben eine Laufleistung von mehreren tausend Kilometern.

Leistungsmessung

Die Leistungsspitze bei der Vespa GTS 300 °3 HPE beträgt 19,2 PS bei ∼ 7600 U/min. (37 mph = 60 km/h). Ab 8400 U/min fällt die Leistung leicht ab und bei 9200 U/min riegelt der Motor ab. Auf der Autobahn sind das 120 km/h (nach GPS) bei 9200 U/min. Der Piaggio Tacho zeigt hier 125 km/h an. Die von Piaggio angegebenen 23,8 PS erreicht die Vespa GTS HPE nicht am Hinterrad. Ob die von Piaggio angegebene Leistung an der Kurbelwelle anliegt oder an der Variomatik, ist unklar. Die von Piaggio angegebene Leistungssteigerung von ∼ 12% gegenüber der Vespa GTS 300 °2 (2018) bestätigen wir.

Die Leistungsspitze der Vespa GTS 300 °2 (2018) beträgt knapp über 17 PS bei ∼ 7400 U/min. (34 mph = 55 km/h). Ab 8400 U/min fällt die Leistung leicht ab und bei 9600 U/min riegelt der Motor ab. Der Verlauf der Leistungskurve von der Vespa GTS 300 °2 2018 ist identisch mit der HPE.  Sie ist um 12% schwächer über den ganzen Drehzahlbereich. Auf der Straße wirkt sich der Leistungsunterschied so aus, dass die GTS HPE der alten GTS mühelos und deutlich in der Beschleunigung davon zieht.

Vespa GTS 300 Super HPE mit Akrapovic

Leistungsdiagramm wird am 15. Juli hoch geladen.

Der Akrapovic Auspuff für die Vespa GTS 300 ist sehr beliebt und deshalb wird dieser auf einem aktuellen HPE Motor getestet. Nachdem der Akrapovic Auspuff auf der GTS verschraubt ist, muss der Roller ein wenig gefahren werden, damit die Benzinkontrolle sich auf den Auspuff einstellt. Es werden 2 Testreihen gestartet: Einmal mit Dezibelbegrenzer und einmal ohne Dezibelbegrenzer. Ein Blick auf das Leistungsdiagramm zeigt, dass der Akrapovic mit Dezibelbegrenzer ungefähr einen halben PS auf dem gesamten Drehzahlband bringt und ca. 1 PS Mehrleistung ohne Drehzahlbegrenzer. Dieser Wert ist sehr gut, denn es gilt zu beachten, dass es auch Auspuffanlagen gibt, bei welchen der Motor sogar an Leistung verliert. Der Akrapovic ist als sehr gut an die Vespa GTS angepasst. Selbst mit dem neuen HPE Motor.

Fazit

Die Vespa GTS HPE bringt mit ihrem Motor also Mehrleistung gegenüber dem alten GTS Motor. Bei ungefähr 120 km/h riegeln beide Motoren ab. Die HPE hat in der Beschleunigung einen deutlich besseren Anzug als die GTS, wobei die Beschleunigung der alten GTS auch nicht von schlechten Eltern ist. Wer eine höhere Endgeschwindigkeit mit der GTS sucht, der wird durch die HPE sicherlich enttäuscht sein. Wer etwas mehr Punch im Alltagsverkehr sucht, dem wird die GTS HPE zusagen.


3 Kommentare

Björn Steffen · 22. Juli 2019 um 11:38

Danke für den aufschlussreichen Test. Doch habe ich bei mehreren „Real-Life“ Messungen feststellen können, dass die GTS 300 °2 2017 erst bei ca. 131 km/h laut GPS, respektive deutlich jenseits der 140 auf dem Tacho abriegelt. Hat Vespa etwa die 2018er schon mal etwas gedrosselt, damit die HPE anschließend nicht ganz so traurig da steht?

Denn der nächste Punkt wurde bei Euch nicht erwähnt: Die Drehmomententfaltung. Zwar ist zu sehen, dass die HPE sich im „Keller“ unterhalb 20 km/h mit der Leistungsentfaltung etwas schwer tut. Doch mutmaße ich, dass sich die Drehmomententfaltung des HPE-Motors in diesem Bereich ebenfalls in Grenzen hält. Somit wäre die GTS 300 °2 2018 unter Umständen auch im Spurt in der Stadt deutlich zügiger unterwegs. Denn hier sind es ja gerade die ersten Meter, die den Kohl fett machen.

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    M. A. Bernert

    M. A. Bernert · 22. Juli 2019 um 13:21

    Ich weiß von einigen Leuten, dass deren Vespa GTS °1 laut Piaggio Tachometer 130 km/h fahren soll. Zu bedenken ist, dass die °1 einen anderen Tacho hat als die °2. Die Piaggio Tachometer sind traditionell nicht ganz genau. Bei der neuen GTS HPE werden 125 km/h Höchstgeschwindigkeit angezeigt. Laut GPS sind es aber nur knapp 120 km/h.

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Florian · 29. August 2019 um 16:19

Gefühlt hat die Vespa 300 GTS Euro3 deutlich mehr „Bums“ auf den ersten paar Metern. Sicher ist an ihr sonst alles schlechter, rsp. eben alter. Aber der HPE fehlt (meine Meinung) der Charakter und dieselbe Freude wie bei der alten GPS kommt nicht mehr auf.
Toller Bericht, aber sehr schade, dass alle nur immer das Vorgängermodell mit der HPE vergleichen, viel interessanter ware eine Messung zwischen einer Euro3 und der HPE. Die Euro 3 kriegt man nämlich für wenig Geld occasion.

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